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Neu bei Alto Press: Raimond Lüppken

Eine Bewohnerin des Hauses zeigt das Dachgeschoss in dem sie lebte. Ein zerstörtes Wohnhaus in Odessa. Dieses Haus wurde in der Nacht auf den 1. Mai 2025 durch eine Shahed-Drohne zerstört. Beim Angriff wurde ein älteres Ehepaar getötet.

Neu bei Alto Press: Raimond Lüppken

5 Minuten

Der deutsche Fotojournalist Raimond Lüppken arbeitet und lebt seit vielen Jahren in der Schweiz, wo er besonders Proteste und kulturelle Ereignisse fotografiert. Doch sein Hauptfokus liegt auf internationalen Reportagen, vor allem aus Krisengebieten. Besonders intensiv verfolgt er die Entwicklungen in der Ukraine, die zu seinem zentralen Themengebiet geworden ist. Raimond reist regelmäßig in das Land und hat bereits aus zahlreichen Regionen gearbeitet. In Zusammenarbeit mit dem Reporter Kurt Pelda berichtet er für die Schweizer Mediengruppe CH Media regelmäßig über die aktuelle Lage in der Ukraine.


Raimond bei der Arbeit während der Shutdown-Demo in Zürich. Foto: A. Künzi
Raimond bei der Arbeit während der Shutdown-Demo in Zürich. Foto: zh-news.ch


Wie kamst du zur Fotografie? 

Fotografie betreibe ich schon sehr lange – seit 92/93. Meine Schwester, die Textildesign studiert hat, und dabei auch fotografisch arbeitete. Ein guter Freund machte damals eine Ausbildung zum Fotografen und er hat mir alles gezeigt, was er gerade so gelernt hat. 

Schon damals habe ich die ersten Konzerte fotografiert. Danach legte ich eine Pause von der professionellen Fotografie ein. Ich fotografierte auf Reisen mit einer kleinen Kamera, aber keine Events oder Geschichten.  
Vor fünf Jahren habe ich wieder angefangen, professionell zu arbeiten. 2016 habe ich mit Journalismus angefangen. Da ich nicht so der Schreiber bin, habe ich mich dem Fotojournalismus zugewandt.  
Mit dem Ukraine-Krieg habe ich dann regelmäßig Aufträge gehabt. Die Entwicklungen habe ich bereits seit Dezember 2021 genau beobachtet und für mich stand fest, dass ich das covern will, sobald dort etwas passiert. Schon während des Kriegs in Jugoslawien hatte ich den Wunsch, mir das anzuschauen und zu dokumentieren, aber damals war ich noch zu jung. 

Was hast du in der Zwischenzeit gecovert? 

Die Proteste der Corona-Leugner:innen habe ich sehr intensiv gecovert. Da sie, ähnlich wie in Deutschland, auch in der Schweiz sehr aktiv waren, habe ich dort regelmäßig fotografiert. 

Was treibt dich an? 

Ich finde Fotografie schon lange sehr spannend, auch wenn ich lange nur privat eher auf Reisen fotografiert habe und nicht professionell. Aktuell überlege ich, ob ich auf kleinere Kameras umsteigen sollte. Zu große Kameras verfälschen zu oft bei Reportagen die Situationen. Kleine Kameras fallen nicht so auf. Sie ermöglichen es mir, weniger sichtbar und präsent zu sein. So kann unverfälscht zeigen, was tatsächlich ist. 

Was ist dein Arbeitsansatz? 

Ich selbst werde sehr ungerne fotografiert, und das beobachte ich auch bei anderen Leuten. Ich finde die ganzen Anweisungen, die manche Kollegen den Menschen die sie fotografieren möchten geben, schrecklich. Ich möchte einfach zeigen, was ist – ohne aufzufallen oder in den Vordergrund zu treten. Am liebsten werde ich gar nicht wahrgenommen. 

 

Am 13. April 2022 werden die letzten Leichen aus dem Massengrab in Butscha geborgen.
Am 13. April 2022 werden die letzten Leichen aus dem Massengrab in Butscha geborgen.



Was war deine spannendste Geschichte? 

In Bucha, beim Massengrab, war ich von der Situation völlig überfordert. Ich habe in der Situation fast gar nicht hinschauen können. Anstatt direkt mit den Augen die Situation anzusehen und zu beobachten, habe durch die Linse geschaut. Dabei sind nicht einmal viele Bilder entstanden. Es hat mir aber geholfen, diesen Schock – zu Beginn des Kriegs – zu überstehen. 

Welche Geschichten würdest du gerne bald covern? 

Die Leute halten mich für völlig bescheuert, aber ich würde gerne mal Naturkatastrophen covern. Das würde mich interessieren. Sei es ein Waldbrand, ein Vulkanausbruch oder ein Erdbeben. Ich mag die Gefahr. Etwas, was vielleicht nicht jeder fotografieren möchte. 

Außerdem würde ich gerne die Cultural Forces begleiten. Aufgrund ihres Projekts sind sie besonders spannend. Sie wollen die Soldaten mit Kultur unterstützen. Die Soldaten leben ja – teilweise über Monate, im totalen Dreck, abgeschnitten von der Welt und der Kultur. 
Das ist emotional unglaublich interessant. In der Ukraine gibt es eine große Solidarität mit den Soldaten. Viele Menschen helfen mit Spenden oder mit Freiwillgenarbeit.  
 

Mixed-Pickleballtraining des Veteranensportvereins " Freie Krieger " in Odessa am 14. April 2025. Im Veteranensportverein "Freie Krieger" in Odessa trainieren Beinamputierte, Gelähmte, motorisch Beeinträchtigte und unversehrte Veteranen gemeinsam verschiedene Sportarten wie Basketball und Pickleball.
Mixed-Pickleballtraining des Veteranensportvereins " Freie Krieger " in Odessa am 14. April 2025. Im Veteranensportverein "Freie Krieger" in Odessa trainieren Beinamputierte, Gelähmte, motorisch Beeinträchtigte und unversehrte Veteranen gemeinsam verschiedene Sportarten wie Basketball und Pickleball.


In den letzten Monaten habe ich ein paar Veteranen-/Behindertensportveranstaltungen dokumentiert. Dieser Bereich bietet so viele weitere spannende Geschichten, die es zu erzählen gilt. Ich bleibe dran.

Raimonds Portfolio

Raimond steht jederzeit für Auftragsarbeiten in der Schweiz und der Ukraine zur Verfügung. Er kann hier gebucht werden.