
Heiko Becker: Energie und Emotionen
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Der gebürtige Schleswig-Holsteiner Heiko Becker lebt seit vielen Jahren in Berlin und ist passionierter Konzertfan und -fotograf. Hauptberuflich arbeitet Heiko als Produktionsleiter bei der ZDF-Serie SOKO Wismar und seit 2024 fotografiert er regelmäßig verschiedenste Konzerte und Festivals in Berlin und Umgebung. Sowohl große als auch kleine Musiker:innen begleitet Heiko mit der gleichen Leidenschaft.
Was ist dein musikalischer Hintergrund?
Ich bin in den 70ern geboren. Daher bin ich von Grunge und der Musik Anfang der 90er, die ich gern als „angezerrte Gitarrenmusik“ beschreibe, geprägt worden. Es ist immer noch die Musik, die ich am liebsten höre.
Du bist erst seit 2024 professionell in der Fotografie – dafür aber richtig gut. Was war dein Einstieg?
Ich fotografiere schon seit einigen Jahren. Ich habe seit ich klein bin eine Kamera und komme aus einem medienaffinen Haushalt. Die Fuji hat mich vor zehn Jahren durch ihren Retrolook total fasziniert. Eine großartige Kamerafrau hat auch eine Fuji gehabt und so habe ich sie mir 2017 gekauft. Privat fotografiere ich Landschaften und vor allem Street Photography. Auf Konzerte gehe ich schon immer mit einer großen Leidenschaft. Letztes Jahr war ich als Fan beim Desertfest. Damals ist für mich der unbedingte Wille entstanden, dass ich es auch mal fotografieren will. So habe ich mich aufgemacht und versucht, in Konzerte zu kommen und professionell zu fotografieren.
Du machst fast ausschließlich Konzertfotografie. Was begeistert dich daran so sehr?
An der Konzertfotografie begeistert mich die Dynamik und Energie. Die Stimmung, die Emotionen auf der Bühne und im Publikum. Es ist einfach einzigartig. Als junger Mensch bin ich oft zu Konzerten nach Hamburg gefahren, und dort fiel mir der Fotograf der Lokalzeitung auf, der immer in der ersten Reihe stand. Was mich damals schon irritierte: Er schien keine echte Leidenschaft für das zu haben, was er da dokumentierte. Das war für mich unverständlich – wenn man das Privileg hat, so nah dran zu sein an dieser Energie, an diesen besonderen Momenten. Genau diese Leidenschaft ist es, die mich und meine Kolleg:innen antreibt. Wir brennen für das, was wir tun, und empfinden es als großes Glück, diese Arbeit machen zu dürfen.
Wie arbeitest du bei Konzerten und in der Fotografie im Allgemeinen?
Mein Fokus liegt ganz klar auf dem Künstler und seinem Ausdruck. Meine Herangehensweise ist stark von der Streetfotografie geprägt – ich beobachte aufmerksam, antizipiere Momente und warte auf den perfekten Augenblick. Gleichzeitig muss ich blitzschnell reagieren können, wenn sich die Gelegenheit bietet. Es geht darum, diese flüchtigen, authentischen Momente einzufangen, die eine Geschichte erzählen. Am Ende soll ein Bild entstehen, das nicht nur technisch überzeugt, sondern auch die Energie und Emotion des Moments transportiert – die Nachbearbeitung hilft dabei, diese Vision zu vollenden.
Welches Ereignis, welches Konzert ist dir weshalb in Erinnerung geblieben?
Eins meiner prägendsten war das Roskilde-Festival 2000, auf dem neun Menschen im Gedränge verstorben sind. Das Konzert von Pearl Jam wurde damals deshalb nach der Hälfte abgebrochen, da es ein unkontrollierbares Chaos war, obwohl zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war, dass es Tote geben würde. Zuvor waren mehrere Menschen gestürzt und weitere drückten nach vorne. Ich hatte das Glück, dass ich mir damals kurz vor dem Festival etwas gebrochen hatte und deshalb nur hinten stand. Seitdem wird bei Konzerten auch vermehrt mit Wellenbrechern gearbeitet.
Auf der anderen Seite war das Desertfest 2025 ein absolutes Highlight. Das war die Erfüllung meines Traums und insgesamt wirklich toll.
Auf welches Konzert freust du dich schon? Welche:n Musiker:in würdest du gerne eines Tages in Aktion fotografieren?
Ich freue mich schon auf das Wacken Open Air 2025, das dieses Wochenende stattfinden wird. Pearl Jam und Foo Fighters sind meine Lieblingsbands. Die zwei würde ich wirklich sehr gerne fotografieren. Mal sehen, ob das klappen wird.