Raimond Lueppken im Interview mit FLIMMER.MEDIA
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Der Journalist Tim Haag führte mit Alto-Press-Fotoreporter Raimond Lüppken für Flimmer Media ein Interview zu seiner Arbeit.
Du warst mit ukrainischen Soldaten auf einem Kampfeinsatz, nur wenige hundert Meter von russischen Stellungen entfernt. Was treibt einen an, da mitzumachen?
Raimond Lüppken: Neugier. Wenn mich etwas so gepackt hat, ist mir die potenzielle Gefahr relativ egal. Der Einsatz war im November 2022, östlich von Kupjansk, mit der 92. Brigade. Als wir schon eingestiegen waren, kam der Kommandant nochmal zu mir und fragte: «Bist du sicher? Wenn wir losfahren, gibt es kein Zurück mehr.» Ich sagte: «Ist gut, mach die Türen zu, lass uns fahren.» Wir sind dann mit Nachtsicht durch die Gegend gefahren und haben russische Stellungen gesucht. In dieser Nacht haben sie aber nichts gefunden. Also bin ich am nächsten Tag direkt nochmal mitgefahren. Da sind wir mit einem kleineren Panzerfahrzeug, einem Kozak, los. Wir haben uns in einem kleinen Waldstück versteckt und auf den Einbruch der Dunkelheit gewartet. Plötzlich ist ein russischer Panzer direkt an uns vorbeigefahren – 200 Meter entfernt. Der hätte das kleine Waldstück in Schutt und Asche legen können.
Was passierte dann?
Die Soldaten verließen das Waldstück, stellten zwei Mörser auf und schossen in Richtung der russischen Stellungen. Ich durfte nicht aussteigen, habe nur den Mörser gehört und wie oben das Maschinengewehr ratterte – und sah, wie die Patronenhülsen an der Frontscheibe hinunterkullerten. Dann sagten sie: «Wir müssen schnell zurück, bevor die Russen antworten.» Sie packten alles zusammen, sprangen ins Fahrzeug und wir fuhren los, ohne Licht einen vereisten Feldweg entlang und zwischen kleinen Seen durch. Es dauerte mehr als fünf Minuten, bis die Russen zurückschossen. Da waren wir schon weit weg. Später habe ich gefragt, was das sollte. Die Antwort: An diesem Frontabschnitt war lange nichts passiert. Es ging darum, Präsenz zu markieren, damit die Russen nicht einfach vorrücken.
Fangen wir von vorne an: Wie kam es überhaupt dazu, dass du in die Ukraine gefahren bist?
Ich hatte schon beim Bosnienkrieg 1992 den Gedanken, hinzufahren. habe mich aber nicht getraut. Durch die Erzählungen meiner Grundschullehrerin über den Zweiten Weltkrieg in Berlin war das Thema für mich immer präsent. Ich sagte mir: Wenn wieder ein Krieg in der Nähe ist, fahre ich hin. Als die Invasion anfing, wusste ich: Jetzt ist der Zeitpunkt.
Das gesamte Interview gibt es bei den Kolleg:innen von FLIMMER.MEDIA.